Thema: Chancengleichheit in der Bildung

„Jed­er hat die gle­ichen Chan­cen. Wer ver­sagt, hat sich nicht genü­gend angestrengt.“ Diesen Satz hört man oft. Die PISA-Stu­di­en bele­gen jedoch, dass es in der Bil­dung keine Chan­cen­gle­ich­heit gibt: In Nor­drhein-West­falen erhal­ten Kinder aus Akademik­er­haushal­ten 29-mal häu­figer eine Gym­nasialempfehlung als Kinder von Arbei­t­erin­nen und Arbeit­ern. Selb­st bei gle­ichem Niveau in Lesen und Math­e­matik sind ihre Chan­cen im Durch­schnitt vier­mal größer als bei Kindern aus Fachar­beit­er­fam­i­lien. Kinder aus Migranten­fam­i­lien sind im deutschen Bil­dungssys­tem beson­ders benachteiligt. Die Kul­tus­min­is­ter der Län­der ver­tuschen diese Ungerechtigkeit: Sie lassen gar nicht mehr unter­suchen, ob Kinder aus bil­dungs­fer­nen und finanzschwachen Eltern­häusern bei der Schul­wahl diskri­m­iniert wer­den.

Schü­lerin­nen und Schüler kom­men mit unter­schiedlichen Voraus­set­zun­gen in die Schule. Die Schulen gehen nicht auf die Stärken und Schwächen des Einzel­nen ein. Kinder wer­den je nach Tem­po vor- und aus­sortiert: Nach der Grund­schule auf Haupt‑, Real‑, und Förder­schule oder Gym­na­si­um. Das Schul­sys­tem ist streng hier­ar­chisch aufge­baut und nur nach unten durch­läs­sig: Auf einen „höheren“ Schul­typ zu wech­seln, schaf­fen die wenig­sten. Nach der Mit­tel­stufe wird noch ein­mal aus­ge­siebt, so dass nur 40 Prozent eines Jahrgangs Abitur machen. Immer mehr wohlhabende Eltern schick­en ihre Kinder zur Nach­hil­fe oder grün­den Pri­vatschulen, weil die Lernbe­din­gun­gen in der Schule schlechter wer­den. Mehr als eine Mil­lion Schul­stun­den fall­en pro Woche aus, weil die Län­der zu wenig Lehrerin­nen und Lehrer ein­stellen. Kinder aus Arbeit­er­fam­i­lien kön­nen sich keine Nach­hil­fe oder Schul­ge­bühren leis­ten.

Gute Bil­dung für alle ist möglich. Jede und jed­er muss wirk­lich an der Bil­dung teil­haben kön­nen. Bei unter­schiedlichen Startbe­din­gun­gen von Chan­cen­gle­ich­heit zu sprechen, ist unfair. Die finanzielle Sit­u­a­tion und der Bil­dungs­stand der Eltern dür­fen nicht über Zukun­ft der Kinder entschei­den. Aktuell wer­den aber Schü­lerin­nen und Schüler abges­traft, die nicht mithal­ten kön­nen. Die Klasse macht im Lern­stoff weit­er und es gibt keine Chance, Lück­en zu schließen. So entste­ht Frust bei den Schü­lerin­nen und Schülern.

Bil­dung muss so organ­isiert sein, dass alle Kinder gut ler­nen kön­nen – unab­hängig vom Geld­beu­tel der Eltern. Statt dauern­dem Leis­tungs­druck soll­ten der Lern­er­folg und die Teil­habe an Bil­dung von allen Schü­lerin­nen und Schülern das Ziel der Schule sein. In skan­di­navis­chen Län­dern haben Arbeit­erkinder und Akademik­erkinder nahezu den gle­ichen Bil­dungser­folg.

Bil­dung muss vom Kinder­garten bis zur Hochschule gebühren­frei sein. DIE LINKE ist für eine Gemein­schaftss­chule, auf der alle Kinder und Jugendlichen indi­vidu­ell gefördert wer­den. Die Schule soll Schü­lerin­nen und Schüler motivieren und nicht mit Leis­tungs­druck und Noten­ter­ror frus­tri­eren. DIE LINKE fordert kleinere Klassen und mehr Lehrerin­nen und Lehrer, damit diese die Schü­lerin­nen und Schüler bess­er fördern kön­nen. So kön­nen nicht nur wenige, son­dern alle Kinder und Jugendliche mehr ler­nen und an guter Bil­dung teil­haben.